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Theo Clausen-Medaille am Laubach-Kolleg an Volker Bouffier und Holger Geschwindner verliehen


Premiere am Laubach – Kolleg: Zum ersten Mal wurde am vergangenen Donnerstag die Theo Clausen – Medaille des Hessischen Basketballverbands für besondere Verdienste um den Basketball-Sport in Hessen am Oberstufengymnasium der EKHN verliehen. Basketball-Pionier und Visionär Theo Clausen hatte den Sport nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und insbesondere Hessen populär gemacht und wirkte dabei zunächst als Wanderlehrer zur Trainerausbildung und später als Schulleiter am Vorläufer des Laubach – Kolleg, dem Graf – Friedrich – Magnus – Alumnat. Diese Verbindung und die Ehrung seines Schülers und späteren Nationalspielers und Förderers von Dirk Nowitzki, Holger Geschwindner, am Donnerstagabend zeigten die Bedeutung des Laubach – Kollegs für den HBV, wie Präsident Michael Rüspeler in seiner Begrüßung betonte. Er bedankte sich beim Laubach – Kolleg und seinen Mitstreitern vom HBV für die tolle Teamarbeit bei der Organisation der Preisverleihung und regte eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem HBV und dem Laubach – Kolleg an. In der „wunderschönen Location“ des Atriums konnte er dabei neben Holger Geschwindner und dem zweiten hochrangigen Preisträger, Hessens ehemaligem Ministerpräsidenten Volker Bouffier, auch Familienangehörige von Theo Clausen, Landrätin Anita Schneider, Bürgermeister Matthias Meyer, Stadtverordnetenvorsteher Joachim Kühn und die Gastgeberin, kommissarische Schulleiterin Nadja Fuhr mit erweiterter Schulleitung und Schulsportleiter Kai Bolte begrüßen. Der Fachbereich Sport hatte bereits am Nachmittag vor der Preisverleihung ein Basketball-Spiel mit Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen unter Leitung von Lorenz Müller in der Sporthalle des Kollegs veranstaltet, bei dem vom HBV gesponserte Trikots getragen wurden. Auch spendete der HBV einige Basketbälle. Musikalisch umrahmt wurde der Event von der Schulband des Laubach – Kollegs „Escape“ mit Kay – Leonhard Reitz, Adrian Weiß, Maxi Diehl, Elena Karakoussis und Zeynep Cifci sowie von Musiklehrer Stefan Spielberger.

Erster Höhepunkt der Preisverleihung war die Verleihung des Ehrenschilds des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) an den Hessischen Basketballverband, die durch DBB – Vizepräsident Armin Andres vorgenommen wurde. Andres lobte Rüspeler und den HBV als innovativen und sich stets weiterentwickelnden Landesverband, der nach dem Weltmeister-Titel der Männer-Nationalmannschaft den um sich greifenden Boom dynamisch nutzen werde. Symbolisch stellte er hierbei 50 Basketbälle für die Jugendarbeit in Aussicht.



Anschließend moderierte Manfred Engel den Abend und übergab das Wort an „Hausherrin“ Nadja Fuhr, die die enge historische Verbindung des Kollegs zu Theo Clausen hervorhob und die zugewandte und kollegiale Kooperation zwischen der Schule und dem HBV lobte. „Es ist immer eine Freude mit Sportlern zu planen.“ Auch dankte sie ihrem Team und dem Fachbereich Sport sowie der Haustechnik für die exzellente Vorbereitung der Veranstaltung.

Es folgte ein kurzer Rückblick auf das bewegte und tatkräftige Leben von Theo Clausen, gespickt mit Anekdoten seines Weggefährten und Studienreferendar-Kollegen Dr. Ulrich Kammer. Der Wahl-Laubacher Theo Clausen wurde 1911 im heutigen Surinam (Südamerika) als Sohn eines deutschen Missionars geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Deutschland in einem Internat der Herrnhuter Brüdergemeinde, bevor er in Berlin am »Institut für Leibesübungen« studierte und 1935 für zwei Jahre ein Stipendium am Springfield College in den USA bekam. Dort, in der Wiege des Basketballs, begeisterte er sich sofort für diesen Sport. Über die Bekanntschaft mit dem Roßdorfer Philipp Kaffenberger knüpfte Clausen erste Kontakte nach Hessen, als »Master of Education« wurde er nach seiner Rückkehr aus den USA 1937 vom »Reichsbund für Leibeserziehung« damit beauftragt, den Deutschen den Basketballsport näherzubringen - unter anderem als Seminarleiter in Marburg und Gießen und »Wanderlehrer«. Nachdem Clausens Aufbauarbeit durch die Einberufung 1940 jäh unterbrochen wurde, gründete er nach dem Krieg alsbald mithilfe der Amerikaner die erste Nachkriegs- Basketballabteilung und trainierte 1947-1951 die Nationalmannschaft, mit der er auch 1951 erstmals an Europameisterschaften teilnahm, dort auch als internationaler Schiedsrichter fungierte. Beruflich hatte Clausen derweil den Weg zum Schuldienst eingeschlagen, 1955 kam er schließlich als Internatsleiter nach Laubach ans Graf – Friedrich – Magnus – Alumnat, der Schwerpunkt Basketball im Sportunterricht war logische Folge. Die Lehranstalt entwickelte sich unter Clausens Leitung schnell zur Talentschmiede, an der auch Holger Geschwindner trainierte. Neben dem Internat leitete Clausen die Basketball-AG für Lehrer und Schüler, lehrte Toleranz und Geduld, Mut, Selbstlosigkeit und Zusammenarbeit als Prinzipien seines Sportes. „Er gewann Menschen sofort mit seinem Lächeln und das Kind im Manne war ein Charakterzug, der sein pädagogisches Handeln so erfolgreich machte. Er hat nie vergessen, was Kinder begeistert. Die Schüler sagten stets, ,der ist einer von uns` und sie gingen für ihn durch dick und dünn.“

Joachim Mölter, seines Zeichens Autor eines Buchs über Basketball-Legenden und Journalist aus der Region, hielt anschließend die Laudatio auf Theo – Clausens wohl berühmtesten Schüler, Holger Geschwindner, der „Mythos und Legende“ zugleich sei. Der eigenwillige („nur wer selbst schießt, wird berühmt“) und dabei stets auf dem Platz vorangehende Nationalspieler trieb zwar seine Trainer oft zur Verzweiflung, verfügte aber durch sein Studium in Physik und Mathematik über profunde Kenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung und Flugkurven-Kalkulation. So prägte er die Erkenntnis, auch in schlechten Spielen möglichst oft auf den Korb zu werfen – „wer auch in schlechten Spielen mehr als 20 Punkte wirft, gewinnt am Ende eher den Titel als wer in guten Spielen 50 Punkte wirft.“ Sein Schützling Nowitzki erwischte 2011 im Finale der NBA gegen die Miami – Heat einen rabenschwarzen Tag – und warf dennoch 21 Punkte. Seine Dallas Mavericks holten den Titel und Nowitzki wurde endgültig zur deutschen Sportlegende, auch dank seines mittlerweile berühmten Flamingo – Shots, den Geschwindner mit Winkelverhältnissen am Computer ausgerechnet hatte. Mit ihm rückte auch Förderer und Privat-Coach Geschwindner, der seine Schüler mit eigenwilligen Trainingsmethoden wie Canyoning und Ruderboot-Camps „inklusive Bikini-Parade am See“ motivierte, wider Willen ins Rampenlicht. Laudator Mölter spannte den Bogen vom Erfinder des Basketball 1881 James Naismith über Theo Clausen, der an Naismiths Springfield – College mit einem Stipendium studiert hatte, über Geschwindner, für den Clausen wie ein zweiter Vater gewesen sei, zu Nowitzki. Das „der dritte Mann in der Reihe für ihn der wichtigste“ sei, erklärte er mit einem Staffellauf. „Du hast dafür gesorgt, dass das Projekt Basketball trotz Schwung nicht aus der Bahn geflogen, sondern auf die Zielgerade eingebogen ist.“ Geschwindner selbst nahm den Preis mit der ihm eigenen Bescheidenheit entgegen: „Ich bin ja eher selten auf der Bühne, mein Verhältnis zu Verbänden ist etwas schwierig,“ scherzte er. Er erinnerte an Theo Clausens Verdienst für die erste Sporthalle in Laubach, in der nach dem Zweiten Weltkrieg Basketballspiele ausgetragen werden konnten - und zwar keine geringeren als die der Nationalmannschaft der Damen. Er schlug unter dem Beifall des Publikums vor, die Sporthalle am Laubach – Kolleg in Theo Clausen – Halle zu benennen. Zusätzlich zu der Medaille aus den Händen von HBV-Präsident Michael Rüspeler erhielt Geschwindner von Moderator Manfred Engel ein neues Flanell – Hemd, eines seiner Markenzeichen.



Die Laudatio für Volker Boffier hielt der ehemalige Gießener Sportkreis-Vorsitzender und Vizepräsident des Landessportbundes Hessen, Prof. Dr. Heinz Zielinski. Bouffier habe über zwei Jahrzehnte Sport in Hessen und Deutschland prägend gestaltet und dabei „auf eine neue Stufe gestellt.“ Beispielhaft nannte Zielinski neu geschaffene Strukturen wie die Hessische Sportstiftung und die Polizeisportfördergruppe und die Mitorganisation der Fußball -WM 2006. Auch bei der Konferenz der Sportminister habe sein Wort besonderes Gewicht gehabt. Ausgesprochen wichtig sei Bouffier dabei immer die Förderung des Breitensports und dessen Verbindung zum Spitzensport gewesen: „Du hast den Leistungssport mit etabliert und auch als Minister stets ein offenes Ohr für die Belange des Breitensports gehabt.“ Werte wie Fairness, Leistungsorientierung, Respekt, Gleichheit und der Umgang mit Sieg und Niederlage hätten für ihn dabei nicht nur für den Sport, sondern auch die Politik wegweisende Richtlinien gebildet. Dass seine besondere Leidenschaft dabei dem Basketball gilt und galt, resultiert aus seiner Zeit als Jugendspieler und Jugendnationalspieler des in den 60er Jahren deutschlandweit erfolgreichen MTV Gießen, bis ein Autounfall seine Karriere jäh beendete. Sein Motto „Sport ist klassenlos, rassenlos und in dieser Form konkurrenzlos“ sei gleichwohl zeitlos und gerade heute, wo gesellschaftliche Konflikte zunähmen, als Element der Integration, Friedensstiftung und Friedenssicherung wichtiger denn je. Bouffier betonte bei seiner Ehrung, es sei für ihn ein „berührender Abend“, in der Tradition Theo Clausens geehrt und alte Weggefährten treffen zu können. Er erinnerte an seine frühen Sportlerjahre, zunächst als Boxer und Handballer, dann, auch unter dem Eindruck von „Helden“ wie Clausen oder Holger Geschwindner, als leidenschaftlicher Basketballer, der in er 1963 neu errichteten, auch von Theo Clausen initiierten Sporthalle des MTV in Gießen trainieren durfte. Bouffier bedankte sich bei seinen sportpolitischen Mitstreitern und betonte ebenfalls die gesellschaftspolitische Kraft des Sports, der alle Menschen erreiche und insofern auf einzigartige Weise verbinden könne. Theo Clausen zeige, dass man auch in schwierigen Zeiten als Visionär und Vorreiter viel bewegen könne, wenn man Tatkraft und Entschlossenheit mit Geschick und menschlicher Wärme verbinde. Dieses Vorbild Theo Clausens gelte es zu bewahren, so Bouffier abschließend. 




Im weiteren Verlauf des Abends wurden, kulinarisch bedient auch von Schülerinnen und Schülern des Laubach – Kollegs, Erinnerungen unter den Gästen ausgetauscht und dabei eine weitere Kooperation zwischen HBV und Laubach – Kolleg in Aussicht gestellt.

 

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